Friedrich Fröbels Bildungskonzept
Fröbel hat einen Weg gefunden die Selbstentwicklung eines Menschen im Rahmen seines jeweiligen Umfeldes und der jeweiligen Individualität von Geburt an zu fördern und positiv zu entfalten. Deshalb gab und gibt es in seinem Konzept keine „Behinderten“, sondern nur unterschiedliche Menschen: Wie kluge, einfühlsame Gärtnerinnen und Gärtner sollen alle, die das ebenso sehen, individuelle, positive Weiterentwicklung unterstützen. Sie sollen Begleitende, Informierende, Pflegende, Fördernde und Orientierende, aber nicht pauschal Belehrende und „Besserwisser“ sein.
Deshalb wählte Fröbel 1840 für sein frühkindliches Erziehungskonzept in Familie und Institution die treffende und weltweit bekannte Bezeichnung „Kindergarten“.
Mit „Kindergärtnerin und Kinderpfleger“ schuf dazu erstmals eine Berufsausbildung auch für Frauen, mit allgemeinen Bildungselementen und praktischen Übungen für die frühe Kindheit. In Keilhau hatte Fröbel schon zuvor mit engagierten Frauen und Männern (heute würde man sagen einem „Team“) die erste Bildungs- und Erziehungsanstalt mit Internat und neuer Didaktik gegründet. Diese Einrichtung befähigte sowohl zu einem handwerklichen Beruf, als auch zu einem Studium an einer Universität. So konnten z.B. Luthers verarmte und ungebildete, sehr unterschiedliche Neffen Ernst (damals 11 Jahre) und Georg (18 Jahre), der eine Steinmetz und der andere Theologe werden. In aktualisierter Form als freie Fröbelschule mit Internat für die Klassen 5-10 existiert die Einrichtung in Keilhau bis heute.
Zeichnung eines Schülers zu Keilhau zu Fröbels Zeiten. Bis heute haben Schule und Internat das Grundkonzept von Fröbels: „Menschenerziehung“ bewahrt und aktualisiert.
Aktuell könnten im Fröbelschen Ansatz Aus- und Weitergebildete als „Fröbel- Moderator*innen“ (FM) bezeichnet werden. Ihre berufliche Aufgabe ist vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch generell Menschen jeden Alters und jeder Herkunft bei ihrer Selbstbildung und -entwicklung zu unterstützen und zu begleiten.
Fröbels erstes Hauptwerk „Die Menschenerziehung“ von 1826 weist bereits in diese Richtung.
Bis jetzt ist nur Fröbels „Kindergarten“ weltweit als erstes und grundlegendes Element für Bildung und Erziehung in Familien und Institutionen erkannt. Anders als bei primär Wissen vermittelnden Einrichtungen wie z.B. vielen Schulen und Ausbildungsinstitutionen, sind in Fröbels Bildungsansatz „Erkenntnis, Schönheit und Leben“ die wichtigsten Aspekte seiner Tätigkeitsdidaktik.
Gleichwertigkeit aller Menschen - nicht Gleichartigkeit- sondern Vielfalt- und gegenseitige Anerkennung - nicht Gleichmacherei und hierarchische Machtstrukturen- sind im Fröbel-Konzept grundlegend. So könnte für jeden Menschen und die Menschheit als Ganzes
„Befriedigung - Zufriedenheit - Frieden“ Zitat von Friedrich Fröbel
oder anders gesagt: „Respektierte und geachtete „Vielfalt in Einheit!“ entstehen.
F. Fröbels Siegel: Es deutet bereits seine weltumfassende (pädagogische) Theorie und Philosophie an.
Zeichnung Fröbels in einem, seine pädagogische Philosophie erläuterndem Brief an Marenholtz-Bülow ca. 1851
Fröbel hat mit seinen Spielgaben und mit seinem Spielmittel-System sowie mit seiner Didaktik als Spielpflege und Tätigkeitspädagogik eine Brücke gebaut zwischen konkretem, mit allen Sinnen Erfassbaren und abstrahierendem Denken und symbolischer Darstellung.
„Fröbel-Materialien-HSZ“ führen diesen Ansatz exemplarisch ergänzend weiter:
- Erste Gabe: Fröbel- Bällchen HSZ mit Deckenaufhänger
- Zweite Gabe HSZ im 6er Pack, eine kleinkindgeeignete Variation von Fröbels 2.Gabe
- Fröbel- Bau-Gaben HSZ mit 3.-6.Fröbel-Gabe
- Lege-Spiel-Baukasten-Set HSZ
- Legetäfelchen Kästen HSZ 1+2
- Flechtblättermappe HSZ Din A4
- Die Fröbel-Spiel-Lern-Box HSZ
Der folgende Text ist nur für Pädagogen*innen und alle, die einen ersten kurzen und informativen Gesamtüberblick zu Fröbels pädagogischen Elementen in der Praxis gewinnen möchten.
Das Fröbel-Material HSZ lässt sich dadurch besser verstehen und in Fröbels Gesamtkonzept einordnen. Der Überblick hat generelle Bedeutung, vor allem in Bezug zu den Fröbel-Gaben und zu heutiger Pädagogik der frühen Kindheit. Er soll als Orientierungsangebot und nicht als Vorgabe, verstanden und genutzt werden.
Kommt, lasst uns unsern Kindern leben“ FF, d.h. mit und für unsere Kinder.
Systemüberblick: Spielgaben, Spielmittel und Materialien, Methoden, Alter
Einarbeitung Heinrike Schauwecker-Zimmer auf der Grundlage von Erika Hoffmann© Fröbel
1. Die Mutter- und Koslieder Lieder, Bilder, Körperspiele, Kommentare... Erzählen und das ,,begleitende Wort“ Sprachpflege mit Bewegung und allseitigen Sinneserfahrungen schon im Säuglingsalter (Babygymnastic) |
Anfang erstes Lebensjahr Nicht alle sind heute noch brauchbar, aber der Ansatz ist bedeutsam |
|
2. Gegenständliche Spielmittel Die Körper
Das nicht festgelegte Formmaterial z.B. Ton Die Fläche Legetafeln farbig, Grundfarben + Grün, verschiedene Dreiecke, Quadrate, Papierquadrat, -Rechteck, Dreieck, Kreis Die Linie Holzspan, Holzstäbchen, Bänder, Papierstreifen, Faden, Schnur, Ringe aus Holz, ganz und geteilt Der Punkt Als ,,zerbrochene’’ oder ,,gereihte“ Linie alles ,,Einzelne“ wie Perlen, Steinchen, Sandkörner, Samen, Beeren... |
aufbauend
bauen
prickeln, reihen, auffädeln |
|
3. Bewegungs- Kreis- und Rollenspiele in der Kindergemeinschaft. Hier gibt es viele Beispiele, auch in den ,,Mutter und Koseliedern“. Sie müssen nach Fröbels Auswahlkriterien aktualisiert werden. |
Geordnetes gehen, laufen, tanzen, darstellen mit rhythmischem Sprechen, Singen |
ab 1 Jahr |
4. Die Natur und die ,,Gärten der Kinder“ ♣ als mannigfaltiges Lebenssymbol Die ,,Gärten der Kinder“ sind eigenverantwortlicher, überschaubarer Tätigkeitsbereich der Kinder in Freiheit. Zugleich wird vernachlässigtes und nicht gepflegtes aber auch erfolgreiches Leben sichtbar. |
beobachten bestaunen empfinden bearbeiten erforschen verstehen pflegen |
ab 2 Jahre |
5. Die (Spiel-) Feste Feste sind Überhöhung des Alltags, Zäsuren im Leben, ,,Entgegengesetztgleiches“ zu Werktag und Feiertag, Sie bringen Menshcen aller Altersgruppen aus unterschiedlichen, soziokulturellen Lebensräumen zusammen. Bei Fröbel stehen nicht Essen, Trinken, Konsumieren und Kaufen, sondern das gemeinsame Erleben im Spielen singen und Feiern alles Anwesenden im Mittelpunkt. |
Teilnahme für alle Altersstufen und gesellschaftlichen Gruppen möglich |
|
6. Projekte Eine geordnete Sammlung und Analyse aller Projekte, die Fröbel und seine MitarbeiterInnen durchgeführt haben, steht noch aus. Die Projektarbeit ist jedoch entsprechend Fröbels erzieherischem Konzept Wesensbestandteil seiner Didaktik. |
ab Kindergarten Alter |
Grundsätzlich sollte gelten:
Ein Spiel oder Material, das im Laufe der Zeit nicht mehr beachtet wird, kommt gemeinsam mit den Kindern in einen Spiele-Vorratsschrank. So werden Überangebote vermieden, die intensives Spiel oft verhindern. Bei einem geeigneten Anlass kann dann manches neu „entdeckt“ und mit etwas anderem ausgetauscht werden. In der Regel sind Kinder erneut interessiert, wenn eine Bezugsperson zunächst allein, zu spielen beginnt. Viel Platz für Spielpflege und Individuelles selbst erdachtes Spiel ist wichtig. Es reduziert aggressives Verhalten.
Das zum Set beigegebene, bebilderte Begleitbuch gehört zu jedem Kasten, aber nicht in ihn hinein. Es ist für lesekundige Mitspieler*innen gedacht. Die Bilder können jedoch - wie ein Bilderbuch- in kleiner Gruppe mit Kindern angeschaut und als Anregung genutzt werden.
Die 3 Kästen werden nach den Farben der Deckel, die als Lege- oder Bau-Tableau geeignet sind, benannt. In Tageseinrichtungen und Schulen sollten sie nach einer Einführung auf kleinen Tischen, einer breiten Fensterbank oder sonst wo gesondert angeboten werden. Nur dadurch wird ihre Besonderheit sichtbar, verständlich und wirksam. Vermischen mit anderen Materialien macht keinen Sinn. Das heißt nicht, dass nicht für bestimmte Spielideen andere Materialien z.B. Figuren, Spielzeugautos, dazu verwendet werden und an mehreren Tagen stehen bleiben dürfen. Danach kommt aber wieder alles an seinen festen Platz. Bei kleinen Kindern „gehen die Sachen wieder „nachhause“. Das Wort „Aufräumen“ ist manchmal bei Erwachsenen negativ besetzt, was sich auf Kinder, die vor allem am „Beispiel“ lernen, schnell überträgt.
Die Natur (Kosmos) als bedeutende globale Miterzieherin des Menschen in Fröbels philosophischem Ansatz
Fröbel versteht die Natur (Kosmos) als Tatoffenbarung einer vom Menschen nur erahnbaren, aber nicht erkennbaren geistigen Existenz (Gott, X usw.).
Durch die relative Erkenntnisfähigkeit der Menschheit wird die Natur als Schöpfungsgeschichte an diesen zurückvermittelt. Fröbel hat am Ende seines Lebens versucht seine pädagogisch geprägte Sicht des „Allumfassenden“ (Panentheismus) in einem Brief an Marenholtz-Bülow, auch mit einer Zeichnung (siehe S 13) zu erläutern. HSZ hat diese mit Fröbels Zweiter Gabe veranschaulicht. Dadurch ist sie schon für kleine Kinder vorbewusst als „Ahnung“(FF) wie auch für Atheisten „be-greifbar“.
Die wechselseitige Beziehung der Trias Natur-Gott-Menschheit ist auf diese Weise geometrisch und damit - zeitlich, weltanschaulich und kulturell unabhängig - veranschaulicht.
In Fröbels Bildungs- und Erziehungs-Konzept hat deshalb die Natur zentrale Bedeutung. Wanderungen, Camping, Bergbesteigungen, Natur-(wissenschaftliche)Beobachtung und vor allem Fröbels „Gärten der Kinder“, für Eltern und Interessent*innen zugänglich, sind nach wie vor aktuell. Das beweist Fröbels Zeichnung zum Garten seines ersten „Kindergartens“ der Welt in Bad Blankenburg.
In vielen Variationen wurden und werden die „Gärten der Kinder“ bis heute weltweit umgesetzt.
Spielpflege in sozialem Zusammenwirken wird der Jahreszeit entsprechend, umgesetzt. Mit den kleinen Beeten, umgeben von Beispielen Garten-pflegerischer Anleitung für jüngere Kinder, wird den älteren je ein kleines Beet in alleiniger Verantwortung und Freiheit übergeben. Zu den kleinen Beeten gibt es weder Lob noch Tadel von den FM, aber auf Wunsch Beratung. Die Wirkung des eigenen Verhaltens in und mit der Natur wird so beispielhaft über ein ganzes Jahr erlebt. So kann u.a. Verantwortung für Klima und Natur praktisch vermittelt werden.
In Fröbels Garten gab es: Obst -und andere Laubbäume, Hecken, Sitzplätze für Besucher, Spielbänke für Kinder, Plätze für Rollen-, Lauf- und Bauspiele, einen Übungsplatz für Kleinkinder aus Blankenburg und zentral: „Die Gärten der Kinder“.
Die Gestaltung der Gärten kann sehr unterschiedlich sein. Das Grundprinzip ist aber immer dasselbe: Die von Kindern selbst verantworteten einzelnen Beete sind vom Gemeinschaftsbeet umschlossen und sozusagen beschützt und angeregt.